Das Alpenverein-Museum gibt den Lesern der Mitgliederzeitschrift "Bergauf" mit seiner Serie "Im Schaukasten" einen Einblick in seine Sammlung. Alltägliches und Seltenes, Rätselhaftes wie Banales wird darin zu neuem Leben erweckt. Hier finden Sie die Artikel zum Nachlesen.
Aus: Bergauf Magazin #1.2024 (Im Schaukasten, Teil 41).
Von Martin Achrainer
Das Kunstwerk der Feinmechanik, welches sich in diesem hölzernen Kästchen von circa 17 cm Breite, 20 cm Höhe und 22 cm Tiefe verbirgt, war den Geographen, Vermessungstechnikern und Bauingenieuren vergangener Jahrzehnte als kompaktes Winkelmessinstrument bestens vertraut, denn es war über Generationen in Gebrauch. Als „kleinster Reise-Universal-Theodolit“ beworben, wurde die Entwicklung von Max Hildebrand (1839–1910) in Freiberg hergestellt.
Unser Exemplar trägt die Produktionsnummer 3.729 und stammt aus dem Besitz von Univ.-Prof. Dr. Hans Kinzl (1898–1979), der Teilnehmer bzw. Leiter der drei Anden-Expeditionen war, die der Alpenverein zwischen 1932 und 1939 durchführte. Kinzls praktischer „Kleine Hildebrand“ – er wiegt nur 3.600 Gramm – war dabei gewiss im Einsatz und lieferte unter anderem Grundlagen für die Landkarte der Cordillera Blanca.
Hans Kinzl war ein Schüler von Raimund Klebelsberg und folgte ihm in vielen Funktionen nach: sowohl als Universitätsprofessor in Innsbruck als auch als Erster Vorsitzender des Alpenvereins (1958–1967, 1971/72), zudem als Leiter des Gletschermessdienstes. Aus Kinzls Nachlass sind große Teile in mehreren Etappen an den Alpenverein gekommen. Zuletzt erhielten wir von der Universität Innsbruck ein umfangreiches Konvolut von Expeditionstagebüchern, Glasdias und kartographischen Unterlagen, das noch der Verzeichnung harrt.