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Bergsteigerdörfer: Von der Suche nach dem Authentischen (Bergsteigerdörfer: Die Alpen gestalten)

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Bergsteigerdörfer: Von der Suche nach dem Authentischen

Die Bergsteigerdörfer gehen ihren eigenen Weg im Tourismus. Als Umsetzungsprojekt der Alpenkonvention können die Bewohnerinnen und Bewohner die Zukunft der Alpen selbst mitgestalten. Wer hier nach einem authentischen Bergerlebnis sucht, findet oft etwas Anderes vor, als erwartet, wird aber sicherlich nicht enttäuscht.

Ein Beitrag von Ruth Wieland | veröffentlicht im Bergauf Magazin 01.2021

Aufstieg auf die Filzmooshöhe (.2.103 m) im Großarler Ellmautal. (Foto: B. Gelder)zoom

Sehnsucht nach unberührter Natur, nach frischer Luft, nach dem unverstellten Blick – schon lange bevor das Wort „Tourismus“ überhaupt erfunden wurde, reisten Menschen in die Alpen. Waren es zuerst Adlige in der Sommerfrische oder abenteuerlustige Bergsteiger, zog es über die letzten 200 Jahre immer mehr Gäste in die Täler und auf die Gipfel. Die Reisenden prägen seit dieser Zeit den Blick auf die Bergwelt. Es entstanden romantische Bilder von blühenden Almwiesen, glücklichen Sennerinnen und kühnen Gipfelhelden. Ergänzt werden diese Vorstellungen in jüngerer Zeit von der Darstellung der Alpen als Outdoor-Sport-Arena. Ein Grundelement des Tourismus ist die Suche nach dem Authentischen. Touristinnen und Touristen treibt der Wunsch an, in der Ferne auf intakte Natur und auf ursprüngliche Formen des Zusammenlebens zu treffen. Doch diese Vorstellungen decken sich selten mit dem Alltag der Menschen vor Ort. Zwischen Wocheneinkauf und Debatten um die unzureichende Taktung des Linienverkehrs liegt das sorgenfreie Alpenidyll in weiter Ferne. Lange Zeit war die Sichtweise der alpinen Bevölkerung auf ihren eigenen Lebensraum kaum von Wichtigkeit. Das ändert sich allerdings seit einigen Jahrzehnten. Der Zukunftsforscher Prof. Dr. Horst Opaschowsik schriebt 2001, dass die Ortsansässigen an der Tourismusentwicklung beteiligt werden müssen, wenn der Tourismus im 21. Jahrhundert eine Zukunft haben solle.

Daher verwundert es kaum, dass auch in der Alpenkonvention die Rolle der Einheimischen thematisiert wird. Die Alpenkonvention ist ein internationaler Vertrag, der 1991 zwischen den acht Alpenstaaten geschlossen wurde. Sie hat sich den Schutz und die nachhaltige Entwicklung des gesamten Gebirgsbogens zu Ziel gesetzt. Die Rahmenkonvention wird von acht Protokollen ergänzt. Während den Reisenden ein vergleichsweise passiver Part zugedacht wird, weist die Konvention der Bevölkerung der Alpen eine klare Rolle zu. Das Protokoll „Tourismus“, heißt es dort, wurde in der Überzeugung verfasst, „dass die ansässige Bevölkerung in der Lage sein muss, ihre Vorstellungen von der gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung selbst zu definieren und an deren Umsetzung im Rahmen der geltenden staatlichen Ordnung mitzuwirken.“

Das Mallnitzer Seebachtal mit dem Ankogel. (Foto: F. Gerdl)zoom
Beschaulicher Abend im winterlichen Hüttschlag. (Foto: T. Wirnsperger)zoom
 

Von unten heraus

Mit einer ganz ähnlichen Botschaft richtet sich auch Ewald Galle, Delegationsleiter für Österreich im Gremium der Alpenkonvention, an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 12. Jahrestagung der Bergsteigerdörfer im Herbst 2019: Es müsse etwas von unten entstehen, um etwas zu verändern. Zu den Bergsteigerdörfern gehören 29 Gemeinden in vier Alpenländern, die sich unter dem Mantel der Alpenvereine zusammengefunden haben, um sich gemeinsam für sanften Tourismus und eine nachhaltige Regionalentwicklung einzusetzen. 

Das Projekt der Bergsteigerdörfer, soll, so Galle, eine Entwicklung „von unten“ aus den einzelnen Gemeinden heraus forcieren. Die Werte, die in der Alpenkonvention festgeschrieben wurden, müssten hierfür die Basis bilden. Doch die Alpenkonvention jeden Tag zu leben ist nicht leicht. In den Bergsteigerdörfern müsste der Text der Alpenkonvention in konkrete Handlungen übersetzt werden. Nur so könnten die Menschen vor Ort zu Multiplikatoren dieser Sichtweisen werden und die Zukunft der Alpen mitgestalten. Keine leichte Aufgabe. Doch es gibt verschiedene Beispiele wie Einheimischen ihre Bergsteigerdörfer schon jetzt auf Grundlage der Alpenkonvention gestalten und damit auch den Reisenden ihren Blick auf die Berge nahebringen.

Wissen in Mallnitz

Im Bergsteigerdorf Mallnitz im Kärntner Anteil des Nationalparks Hohe Tauern gibt es ein Besucherzentrum. Hier wird Wissenswertes über die Tier- und Pflanzenwelt des Nationalparks vermittelt. Gäste können sich durch die Ausstellungen treiben lassen oder in „Rangerlabs“ gemeinsam mit den örtlichen Nationalparkrangern experimentieren und forschen. Auch unangenehme Themen wie der Artenrückgang werden hier angesprochen. Das Zentrum sensibilisiert für die Belange der Natur rund um das Bergsteigerdorf. Es steht Gästen wie Einheimischen gleichermaßen offen und fördert so den Austausch untereinander. Den Bewohnerinnen und Bewohnern in Mallnitz liegt die Natur im Nationalpark am Herzen, und um sie zu erhalten, teilen sie ihr Wissen mit den Gästen. Zukünftig, so hieß es bei der Jahrestagung der Bergsteigerdörfer 2019, soll im Besucherzentrum auch über weitere Themen der Alpenkonvention informiert werden.

Bergsteigerdorf Mallnitz mit Gamskarl- und Schönbretterspitze. (Foto: F. Gerdl)zoom
Bergsteigerdorf Mallnitz mit Gamskarl- und Schönbretterspitze. (Foto: F. Gerdl)
 

Gefühle in Hüttschlag

Während in Mallnitz über die Vermittlung von Wissen die Alpen gestaltet werden, setzt das Bergsteigerdorf Hüttschlag mehr auf Gefühle. Um den Reisenden die Sicht der Einheimischen auf die Berge nahe zu bringen, hat der Direktor des Tourismusverbandes Großarl-Hüttschlag einen eigenen Weg gefunden: statt durch Aussichtsplattformen das Alpenpanorama in Szene zu setzten, stellt er an schönen Plätzen lieber eine einfache Holzbank auf. So soll den Wanderern bewusstwerden, dass es in den Bergen nicht darum gehe, Sensationen zu sammeln, sondern aus dem Hamsterrad auszusteigen und zu genießen. Neben den Wanderbänken gibt es im Großarltal noch ein weiteres Angebot, das aus dem Bergsteigerdörfer-Projekt heraus geboren wurde: der Verein Berg-Gesund. Hier bieten die Vereinsmitglieder ein besonderes Programm an. Nämlich alles Aktivitäten, denen sie selbst gerne nachgehen und die ihren Vorstellungen einer verantwortungsvollen Nutzung der Berge entsprechen. Von Schneeschuhwandern bis Gleitschirmfliegen ist hier alles dabei und bietet eine willkommene Abwechslung zum Alpinski-Treiben in Großarl.

Ein anderer Blick auf die Berge

Doch wenn die Bewohnerinnen und Bewohner der Bergsteigerdörfer ihre Umwelt gestalten, müssen sich dann die Reisenden von ihren über Jahrhunderte gewachsen Vorstellungen des „authentischen“ Alpenidylls lösen?

Nicht ganz. Wer nach einem authentischen Bergerlebnis sucht, ist in den Bergsteigerdörfern gut aufgehoben. Doch hat das, was hier er- und gelebt wird, nicht nur mit blühenden Almwiesen zu tun. In den Bergsteigerdörfern reden die Einheimischen mit, gehen auch mal neue Wege und sprechen auch mal Probleme an. Authentizität in den Bergsteigerdörfern heißt, dass die Sennerin ungehalten wird, wenn man ungefragt ihre Stube betritt, dass der Wirt nicht anzutreffen ist, weil er grad selbst eine Skitour macht oder der Landwirt, den man auf eine Wanderung auf einer Bank sitzend angetroffen hat, lieber über die Taktung des Linienverkehrs als über die zurückgelegten Höhenmeter sprechen möchte. Authentizität bedeute hier, für sich und seine Belange einzustehen, teilzuhaben an Entwicklungen und eine Balance zwischen Altem und Neuem, zwischen Bewahren und Nutzen und zwischen Alltag und Urlaub zu finden.

Skitour auf den Kreuzkogel. (Foto: B. Gelder)zoom
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Ruth Wieland hat Kulturanthropologie und Volkswirtschaftslehre studiert und arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Die hier verwendeten Beschreibungen, Aussagen und Eindrücke aus den Bergsteigerdörfern stammen aus ihrer Forschung für ihre Doktorarbeit über Nachhaltigkeitspolitiken im Alpentourismus.

 
 
 
 

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