Seit 1. April 2022 tourt die interaktive Wanderausstellung „Über die Alpen: Entdecken, Schätzen, Leben!“ durch die Tiroler Gemeinden Imst, Reutte, Kufstein, Lienz und Innsbruck. Besucher und Besucherinnen haben Gelegenheit, das ehemalige Glockner-Biwak zu entdecken und mehr über die Alpen als lebendigen, natürlichen und wertvollen – aber auch verletzlichen – Lebensraum zu erfahren.
30 Jahre gibt es die Alpenkonvention, das Abkommen der Alpenländer und der Europäischen Union zum Schutz und zur nachhaltigen Entwicklung der Alpen, bereits. Anlässlich dieses Jubiläums bringt die Freiluftausstellung „Über die Alpen: Entdecken, Schätzen, Leben!“ Besuchern und Besucherinnen die Wirkungsbereiche der Alpenkonvention näher. Und zwar durchaus räumlich: die Wanderausstellung ist seit dem 4. Mai am Zeillerplatz in Reutte zu sehen. Davor hatte sie bereits in Imst Halt gemacht und wird anschließend nach Kufstein, Lienz und Innsbruck reisen.
„Mit unserer Wanderausstellung wollen wir die Themen, Aufgaben und Ziele der Alpenkonvention sichtbar und für eine breite Öffentlichkeit erlebbar machen. Die Belastungen und Veränderungen durch den Klimawandel, den Verkehr und die laufende Erschließung des Alpenraums sind Herausforderungen, denen wir uns als grenzüberschreitende Region stellen müssen, um diesen so wertvollen Natur-, Lebens- und Kulturraum auch für unsere Folgegenerationen zu erhalten. Die abwechslungsreiche Ausstellung soll dafür sensibilisieren, darüber informieren und die Besucher und Besucherinnen zum Diskutieren anregen“, freut sich Naturschutzlandesrätin LHStvin Ingrid Felipe, aus deren Naturschutzpaket die Freiluftausstellung gefördert wird.
Die Ausstellung präsentiert die Alpen als Ort, in dem wir leben, arbeiten und uns erholen können. Sie stellt die Frage: Was brauchen wir, um diesen Raum zu erhalten? „Diese Frage kann nur im Zusammenhang mit dem Konzept der nachhaltigen Entwicklung beantwortet werden – ein Bereich, in dem die Alpenkonvention wegweisend ist“, zeigt sich Alenka Smerkolj, Generalsekretärin der Alpenkonvention, überzeugt. „Ich freue mich, dass Besucher und Besucherinnen nun unmittelbar erfahren können, welche Rolle die Alpenkonvention für ein nachhaltiges Leben spielt.“
Teil der Ausstellung ist das historische Glockner-Biwak, das seit seiner Errichtung im Jahr 1958 vielen Stürmen auf einer Seehöhe von 3.205 Metern trotzte und unzähligen Alpinisten und Alpinistinnen Schutz bot. Es wurde vom Alpenverein restauriert und lebt als Ausstellungsraum mit reicher Geschichte weiter, in dem die Besucher und Besucherinnen Spannendes aus dem gesamten Alpenraum entdecken können. „Mit der Nutzung des ehemaligen Glockner-Biwaks im Rahmen der Ausstellung schließt sich der Kreis“, sagt Liliana Dagostin, Leiterin der Abteilung Raumplanung und Naturschutz des Österreichischen Alpenvereins. „Es ist ein Symbol für den Alpinismus, gleichzeitig ein Ort der Zuflucht. Wo ließe sich besser über den dringend nötigen Schutz der Alpen sinnieren?“
Florentine Prantl, Geschäftsführerin des Kulturvereins Pro Vita Alpina, erarbeitete gemeinsam mit ihrem Team von Kunst- und Bergmenschen eine Installation im Biwak. „Bei der Inszenierung haben wir uns bewusst auf eine Spurensuche begeben“, so Prantl. „Denn es gibt nicht die eine Sicht auf die Alpen. Unser Erleben der Alpen ist von persönlichen Erwartungen, Erfahrungen und Erlebnissen abhängig. Wir wollen dazu anregen, eigene Ideen zu entwickeln, wie wir alle gemeinsam den Schutz des Lebensraums Alpen erweitern können.“
Für und mit der lokalen Bevölkerung finden an jedem Ausstellungsort Impulsveranstaltungen statt, bei denen ein Themenschwerpunkt der Alpenkonvention im Mittelpunkt steht. Diese werden zusammen mit lokalen Partnern und Kulturschaffenden realisiert. Angelehnt an die Erklärung zur integrierten und nachhaltigen Wasserwirtschaft in den Alpen wird sich die Impulsveranstaltung in Reutte dem Thema „Wasser“ widmen.
„Die Umsetzung der Alpenkonvention wäre ohne die vielen regionalen und lokalen Akteure, Verwaltungen, Organisationen der Zivilgesellschaft und die Alpenbewohner nicht möglich“, betont Alenka Smerkolj. Das Hauptziel der Ausstellung sei es, zu zeigen, wie die Alpenbevölkerung von der Konvention profitiert, welche Fragen sie aufwirft und welche Lösungen sie bietet. Sie ermutigt die lokalen Gemeinschaften, sich die Alpenkonvention als Instrument für eine nachhaltige Entwicklung, die ihre Lebensqualität verbessert, zu eigen zu machen.
Die Wanderausstellung „Über die Alpen: Entdecken, Schätzen, Leben!“ wurde vom Land Tirol und dem Ständigen Sekretariat der Alpenkonvention unter Mitwirkung des Österreichischen Alpenvereins und des Tiroler Kulturvereins Pro Vita Alpina realisiert.
Die Alpen – die Notwendigkeit einer nachhaltigen Entwicklung
Die Alpen repräsentieren einen wertvollen Naturraum sowie langjähriges Wissen, Traditionen und (gemeinsames) Kulturerbe. Sie waren und sind ein Raum für Innovationen und Experimente, ein Ort, an dem die Menschen lernen, mit und in einer einzigartigen Umwelt zu leben. Gleichzeitig stehen die Alpen als empfindlicher Lebensraum durch den Klimawandel, den Verlust der biologischen Vielfalt und andere vom Menschen verursachte Herausforderungen unter Druck. Wir müssen sie schützen, damit sie jetzt und in Zukunft ein sicherer Lebensraum bleiben. Der Schlüssel dazu ist eine nachhaltige Entwicklung, die ein Gleichgewicht zwischen ihren drei Säulen – sozial, ökologisch und wirtschaftlich – herstellt.
Die Alpenkonvention – ein Instrument für nachhaltige Entwicklung mit spürbaren Auswirkungen
Die Alpenkonvention ist wegweisend für nachhaltiges Leben in den Alpen. Obwohl sie wie ein abstraktes Dokument erscheint, ist sie ein wichtiges Instrumentarium mit positiven Auswirkungen auf das Leben in den Alpen, und ihre konkreten Auswirkungen sind vor Ort zu sehen. Die Alpenkonvention ist mehr als nur Protokolle und Erklärungen: Sie betrifft Menschen. Jede und jeder kann zur Umsetzung der Alpenkonvention beitragen, sei es als Besucher und Besucherin oder als Bewohner und Bewohnerin des Alpenraums. Die Ausstellung beleuchtet daher die Maßnahmen der Alpenkonvention für nachhaltige Entwicklung in den Alpen, insbesondere ihren Beitrag zu den nachhaltigen Entwicklungszielen (SDGs).
Jede/r von uns spielt eine Rolle bei der nachhaltigen Entwicklung der Alpen
Die Alpen sind ein gemeinsamer Lebensraum für rund 14 Millionen Menschen, mit regionalen und lokalen Besonderheiten. Die Umsetzung der Alpenkonvention und damit die Erhaltung eines qualitativ hochwertigen Lebensraums ist daher eine gemeinsame Verantwortung aller Akteure und Akteurinnen auf verschiedenen Ebenen sowie jedes Einzelnen. Alle Bürger und Bürgerinnen der Alpen tragen ihren Teil zum Schutz und zur Sicherung der Zukunft der Alpen bei.
Das Glockner-Biwak, wie wir es kannten, ist Geschichte. Nun steht eine neue Biwakschachtel auf 3.205 Metern Höhe unterhalb des höchsten Gipfels Österreichs. Bergsportler, die den Großglockner von der Nordseite erklimmen möchten, finden in dem, durch ein 12-Mann-Team in wenigen Tagen zusammengesetzten Biwak, im Notfall Schutz und Sicherheit.