Um das Engagement im Bereich Umweltschutz zu fördern, wird seit über 20 Jahren das Umweltgütesiegel für Alpenvereinshütten verliehen. Dieses zeichnet Sektionen und Hüttenwirtsleute für ihre ökologisch vorbildliche Arbeit aus.
In diesem Jahr konnte eine weitere Schutzhütte des Österreichischen Alpenvereins (ÖAV) die strengen Vorgaben erfüllen: Die Eigentümersektion und der Pächter der St. Pöltner Hütte durften das begehrte Umweltgütesiegel am 21. Oktober auf der Hauptversammlung entgegennehmen.
Die Verleihung erfolgte im Rahmen der größten Tagung des Alpenvereins in der Kufstein Arena in Tirol. Die Auszeichnung erging einerseits an die Eigentümersektion Alpenverein St. Pölten für deren Errichtung einer umweltgerechten Infrastruktur und andererseits an den Pächter für seine umweltgerechte Betriebsführung.
"Das Umweltgütesiegel für Hütten setzt ein starkes Engagement der Wirtsleute in der Betriebsführung voraus. Die Maßnahmen für den Umweltschutz und der verantwortungsvolle Umgang mit den Ressourcen bedeuten für Sektionen und Wirte einen großen finanziellen und zeitlichen Aufwand. Dieser Einsatz verdient Anerkennung und sollte auch entsprechend belohnt werden", so DI Helmut Ohnmacht, Vizepräsident des Alpenvereins.
Mit der 2017 ausgezeichneten ÖAV-Hütte tragen insgesamt 120 Alpenvereinshütten (von ÖAV, DAV und AVS) das begehrte Emblem.
Liste aller seit 1996 mit dem Umweltgütesiegel ausgezeichneten Hütten
Faktoren wie Energieeffizienz und -versorgung, Abwasserklärung, Abfallvermeidung und -entsorgung oder auch eine saubere Hüttenumgebung sind für Hütten zu erfüllen, um mit dem Umweltgütesiegel der Alpenvereine ausgezeichnet werden zu können. Mit der 2017 ausgezeichneten Hütte tragen insgesamt 58 Hütten des ÖAV das begehrte Siegel, das seit 1996 vergeben wird.
Übersicht über die Kriterien zur Erlangung des Umweltgütesiegels
Die St. Pöltner Hütte liegt auf der Passhöhe des Felbertauerns, einem uralten Tauernübergang im Gemeindegebiet von Mittersill in Salzburg an der Landesgrenze zu Osttirol.
Nachdem sich St. Pöltner Alpinpioniere das Gebiet des Felbertauern um die Jahrhundertwende des vorigen Jahrhunderts als alpines Arbeitsgebiet erkoren hatten, reifte bald der Entschluss, einen dauerhaften Stützpunkt in diesem Gebiet zu schaffen und einen Weg zu den benachbarten Hütten Rudolfshütte und Prager Hütte anzulegen. Diese Weganlage besteht noch heute und ist Teil des Venediger Höhenwegs.
Die Arbeiten für den Bau begannen 1913, durch den Ersten Weltkrieg und große wirtschaftliche Schwierigkeiten wurden sie erst 1922 mit der feierlichen Eröffnung der Hütte abgeschlossen. Der Begriff des "höchsten Hauses der niederösterreichischen Landeshauptstadt St. Pölten" wurde geprägt.
2011 wurde mit einem umfangreichen Projekt zur Anpassung an neue Erfordernisse und gesetzliche Bestimmungen begonnen. Noch im selben Jahr konnte eine neue Photovoltaikanlage für eine autarke Stromversorgung installiert werden. 2012 folgte schließlich die Errichtung einer neuen Wasserversorgungsanlage und einer biologische Kläranlage (Kiesbett-Anlage) für die Abwasserbeseitigung. Da die Hütte über keine Quelle verfügt, wird der Wasserablauf eines oberhalb der Hütte gelegenen Restgletschers gespeichert. Das Schmelzwasser wird gesammelt und mittels UV-Filteranlage aufbereitet. Heizung und Warmwasseraufbereitung werden mit dem Holzofen der Küche versorgt.
Die Hüttenversorgung mit Lebensmitteln und Brennstoffen sowie der Müllabtransport gestalteten sich wegen fehlender Zufahrtswege immer schwierig, sie kann auch heute nur durch einen Hubschraubertransport oder am Rücken des Hüttenwirts durchgeführt werden.
• Lage: auf der Passhöhe des Felbertauern auf 2.481m im Nationalpark Hohe Tauern
• hüttenbesitzende Sektion: Alpenverein St. Pölten
• Pächter: Reinhold Hofmann
• Umweltmaßnahmen: Photovoltaikanlage, biologische Kläranlage
• Kontakt: www.alpenverein.at/stpoeltnerhuette
Die Alpenvereinshütten in Österreich, Deutschland und Südtirol können im mehrsprachigen Hüttenfinder auf www.alpenvereinshuetten.at online ausgekundschaftet werden.
Alpenvereinsmitglieder bezahlen bei der Übernachtung auf Alpenvereinshütten übrigens mindestens 10 Euro weniger.
Eine Übersicht über die Öffnungs- und Betriebszeiten der Hütten finden Sie in einem tagesaktuellen PDF-Dokument auf
www.alpenverein.at > Berg aktiv > Hütten.
Zur Hauptversammlung des Alpenvereins versammeln sich jährlich rund 400 Alpenvereinsfunktionäre für vereinsrechtlich bedeutende Beschlüsse, Ehrungen für Alpenvereinssektionen und Hütten sowie einen wichtigen Informationsaustausch, u.a. zu den Themen Bergsport, Naturschutz und Jugendarbeit.
Zur größten Alpenvereinsversammlung des Jahres, die dieses Jahr am 21. Oktober in der Kufstein Arena in Tirol abgehalten wurde, standen neben der Auszeichnung der St. Pöltner Hütte mit dem Umweltgütesiegel auch die Ehrung von vier Bergrettern für ihre außergewöhnlichen Rettungseinsätze mit dem Grünen Kreuz sowie ein Gastvortrag von Univ.-Doz. Dr. Arnulf Hartl zur heilenden Wirkung der alpinen Landschaft auf dem Programm.
Im Rahmen von Workshops im Vorfeld der Hauptversammlung erfolgte ein intensiver Erfahrungsaustausch zu aktuellen Themen im Bereich der Jugendarbeit, der geschichtlichen Auseinandersetzung mit "belasteten" Symbolen und Namen sowie des Mobilitätsverhaltens im Verein.
Der Alpenverein konnte wieder auf ein sehr erfolgreiches Jahr zurückblicken. Mit einem Zuwachs von über 18.000 Neumitgliedern gehören nunmehr 521.000 Menschen dem größten Bergsportverein Österreichs an.