Von „A“ wie „Ackerlhütte“ bis „Z“ wie „Zittelhaus“: Insgesamt 230 Alpenvereinshütten mit rund 11.500 Schlafplätzen im ganzen Land werden vom Österreichischen Alpenverein betreut. Eine umweltgerechte und nachhaltige Bewirtschaftung der meist über 1.500 Meter liegenden Schutzhäuser ist dabei der Anspruch, dem sich der Alpenverein verschrieben hat. Auch wenn die Vorstellung einer Hüttenbewirtschaftung romantisch klingt, die Realität schaut oft etwas anders aus: Gemeinsam mit dem Alpenverein zeichnen die Wirtsleute neben dem Wohl der Gäste auch für die Energieversorgung, das Trinkwasser und Abwasser-Lösungen verantwortlich.
„Einige unserer Schutzhütten wurden bereits vor mehr als einem Jahrhundert errichtet. Damals galten natürlich ganz andere Ansprüche und Vorschriften als heute. Besonders im Bereich des nachhaltigen Umweltschutzes hat sich viel getan“, erklärt Peter Kapelari, Leiter der Abteilung Hütten, Wege und Kartografie. Soweit es in den oft auch unwirtlichen, alpinen Umgebungen möglich ist, legt der Alpenverein größten Wert auf einen ökologischen und ressourcenschonenden Hüttenbetrieb.
Strom durch die Kraft der Natur
Peter Kapelari, Leiter der Abteilung Hütten, Wege und Kartografie:
„Rund 100 Hütten des Österreichischen Alpenvereins wurden bereits mit Photovoltaikanlagen ausgestattet – sie beziehen somit ihren Strom ganz oder teilweise aus der Kraft der Sonne. 25 Hütten besitzen ein Kleinwasserkraftwerk, das die Hütte mit Strom versorgt“, weiß Kapelari. „Im Durchschnitt werden jährlich 1,5 Millionen Euro in Umweltschutzmaßnahmen investiert, u.a. für den Bau von Energieversorgungsanlagen, umweltgerechte Trinkwasserversorgungen oder Abwasserlösungen.“
Die Finanzierung dieser Projekte erfolgt laut Kapelari durch die Sektionen – diese suchen um Unterstützung bei der Kommunalkredit Public Consulting, den Ländern, den Gemeinden, dem Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus oder dem Hauptverein des Österreichischen Alpenvereins an.
Seit dem Jahr 2016 sind beispielsweise bei der Wiener Alpenvereinssektion Alpenverein Austria alle Hütten mit dem "Umweltgütesiegel" ausgestattet. Um mit diesem Gütesiegel der Alpenvereine ausgezeichnet zu werden, sind Kriterien wie Energieeffizienz und -versorgung, Abwasserklärung, Abfallvermeidung und -entsorgung oder auch eine saubere Hüttenumgebung zu erfüllen. Trotzdem seien laut Alpenverein Austria laufend weitere Investitionen notwendig – beispielsweise in noch bessere Abwasser-Aufbereitungsanlagen oder eine gesteigerte Energieeffizienz.
"Umweltschutz ist ein Auftrag unserer Mitglieder an uns und wir nehmen ihn ernst. Rund ein Drittel unserer Mitglieder ist deshalb beim Alpenverein. Um Zertifizierungen wie das Umweltgütesiegel zu erlangen, ist natürlich auch die hohe Identifikation der Hüttenwirte mit den Zielen des Alpenvereins ein wichtiger Faktor", so Fritz Macher, 1. Vorsitzender des Alpenverein Austria.
Um die Qualität auf den Alpenvereinshütten im wahrsten Sinne des Wortes "auf hohem Niveau" zu halten, gibt es eine Reihe von Gütesiegeln.
Gütesiegel auf Alpenvereinshütten
Neben dem erwähnten "Umweltgütesiegel" (insgesamt 57 Hütten des Österreichischen Alpenvereins) können Hütten auch mit den Gütesiegeln "So schmecken die Berge" (insgesamt 43 Hütten des Österreichischen Alpenvereins), "Mit Kindern auf Hütten" (insgesamt 30 Hütten des Österreichischen Alpenvereins) und "Genießerhütten" (insgesamt 25 Hütten des Österreichischen Alpenvereins) ausgezeichnet werden. Hier sind Kriterien rund um die Bereiche regionale Küche, Kinderfreundlichkeit und besondere Erholungsqualität zu erfüllen.
„Das Wasser in den Bergen ist rar – je höher man steigt, desto weniger Wasser findet man vor“ weist Peter Kapelari auf die Wichtigkeit von Wasser im alpinen Raum hin.
„Durch die Klimaerwärmung schmelzen immer mehr Gletscherreste weg, die bisher für die Wasserversorgung auf den Hütten genutzt wurden. In einigen Fällen muss das Wasser nun von unten auf den Berg gepumpt werden“.
Um Wasser zu sparen, werden wassersparende Armaturen in den Alpenvereinshütten eingesetzt. Sogenannte Münzduschen sollen ebenfalls zum Wassersparen anregen. Um beste Qualität des Wassers zu gewährleisten, wird dieses gefiltert und von Keimen befreit – dafür wurden bei allen Schutzhütten UV-Entkeimungsanlagen installiert.
„Hüttenwirtsleute müssen wahre Multitalente sein. Auch wenn die Vorstellung, eine Hütte zu bewirtschaften, sehr romantisch klingt, die Realität schaut oft etwas anders aus“, erklärt Kapelari. Von Bewerbern wird dabei einiges verlangt: Neben allen gastronomischen Aufgaben muss natürlich auch für Ordnung und Sauberkeit auf den Hütten gesorgt werden. Außerdem müssen Wirtsleute imstande sein, die technischen Anlagen zu bedienen.
Die Wirtsleute sind verantwortlich für die Wasserqualität, deshalb benötigen diese eine Ausbildung zum Wasserwart. Auch müssen sie Verantwortung für den Brandschutz übernehmen – dafür ist eine Ausbildung zum Brandschutzwart oder Brandschutzbeauftragten nötig. „Der Hüttenwirt zeichnet dafür verantwortlich, dass sich die Gäste im Schutzhaus wohl fühlen – mediatorische und gesellige Eigenschaften der Wirtsleute sind ebenfalls wünschenswert“ weiß Peter Kapelari.
Auch das Thema Müllvermeidung spielt in den Hütten eine wesentliche Rolle. Mit der Aktion „Saubere Berge“ – rund ca. 150 Hütten des österreichischen Alpenvereins nehmen an dieser Initiative teil – werden bereits seit 10 Jahren die Besucher der Hütten angesprochen. Die Initiative soll nachhaltig zur Bewusstseinsbildung beitragen, die Berge sauber zu halten.
Auch Hüttenwirte sind angehalten, möglichst wenig Müll am Berg zu verursachen. Dies soll durch eine genaue Planung und die Verwendung von regionalen Produkten gelingen. „Auf den Hütten ist Mülltrennung oberstes Gebot, dieser muss auch wieder ins Tal gebracht werden“, so Peter Kapelari vom Alpenverein. Um das Müllvolumen zu verringern, wurden in manchen Hütten Müll-Pressen installiert. Komposter sind auf den Hütten Standard.
Jährlich verzeichnet der Österreichische Alpenverein bei den Projekten im Rahmen der Hütten und Wege durchschnittliche Gesamtkosten von circa 9 Millionen Euro. Einen großen Teil der Kosten übernehmen die Alpenvereinssektionen selbst, weitere Teile davon werden über Zuschüsse finanziert.
Dass die Instandhaltung und Sanierung von Alpenvereinshütten eine große Herausforderung bedeutet, weiß auch Bernd Noggler, Vorstand und Naturschutzwart vom Alpenverein Landeck in Tirol.
Gemeinsam mit zahlreichen Helfern erweiterte die Alpenvereinssektion ihre 1924 erbaute Steinseehütte in den Lechtaler Alpen kürzlich durch einen Holz-Zubau.
„Auch wenn wir mit dem Ergebnis sehr glücklich sind, war die Teilsanierung unseres Schutzhauses wahrlich nicht ganz einfach. Ungünstige Wetterverhältnissen und Muren, die uns den Weg zur Hütte versperrten, machten die Verwirklichung des Projektes nicht einfach“, erinnert sich Noggler. Da die Zufahrt zur Hütte nicht möglich ist, mussten alle Baumaterialien mit der Materialseilbahn oder dem Hubschrauber transportiert werden.
Und auch ein neues Bauvorhaben steht der Sektion bereits ins Haus: „Kommendes Jahr müssen wir die Abwasserbeseitigungsanlage auf der Steinseehütte erneuern. Die derzeitig genehmigte Abwasserreinigung muss verbessert werden“, erklärt Noggler.
Finanziell unterstützt werden größere Sanierungsmaßnahmen durch den Katastrophenfonds des Alpenvereins, der sich aus Mitgliedsbeiträgen und der langjährigen Unterstützung durch HANDL TYROL als Partner des Alpenvereins zur Erhaltung der Wege und Hütten zusammensetzt. Dank dieser Unterstützung kann der Alpenverein auch bei unvorhergesehenen Wegschäden und nach Unwetterereignissen schnell tätig werden.
„Der Schutz der Natur und unserer Alpen ist eine Herzensangelegenheit. Deshalb macht es eine große Freude, den Alpenverein bei seiner wichtigen Arbeit entsprechend unterstützen zu können. Denn der Aufstieg auf den Berg und das Naturerlebnis wäre ohne Wege und Schutzhütten nur einer kleinen Minderheit vorenthalten“, begründet Handl Tyrol Geschäftsführer Karl Christian Handl die Zusammenarbeit.
Weitere Infos zur Partnerschaft zwischen dem Österreichischen Alpenverein und Handl Tyrol